Sonntag, 09. Mai 2010
Maratea - Praia a Mare - S.M. del Cedro - Diamante
54 km 400 Hm
Wir ändern aufgrund weiblicher Einflüsse die vorgesehene Route. Die Berge hinter Maratea sind am Morgen in tiefhängende Wolken gehüllt, so dass es nicht ratsam erscheint, in den Pollino Nationalpark hochzufahren. Wir entscheiden uns noch ein Stück die Küste entlang zu fahren und südlicher zu queren. Das war auch richtig so. Ein toller Tag am Meer mit herrlichem Wetter steht uns bevor.
Eine Auffahrt zum 600 m hoch platzierten Christo fällt aus, weil gerade heute zu Ehren des Schutzpatrons eine Prozession dort hoch stattfindet. In der Realität ist das aber dann keine Wanderung, sondern als richtiger Italiener setzt man sich top gestylt zunächst ins Auto und läuft nur die letzten Meter.
Wir entscheiden uns für die flache Etappe ins kalabrische Diamante. Die Küste wird abwechslungsreicher, vorgelagerte Hügel treten näher ans Meer, unterbrochen von Schwemmland, das die Bauern für kleinparzellierten Obst- und Gemüseanbau nutzen. Man findet wunderschöne Kiesstrände und hat endlich mal ein vielversprechendes Ziel.
Abfahrt von Maratea wieder auf die SS 18, die bis Praia a Mare ihren Traumstreckencharakter beibehält und zudem abwärts führt. Bei Tortora Marina kommt man dann direkt an den Lungomare und kann dort mehrere Kilometer bis nach Praia a mare stressfrei am Meer entlang fahren. Im Mai ist dort noch nichts los und so schwatzen wir in der einzig offenen Strandbar mit der Besitzerin über bessere Zeiten. Die alte SP 1 bringt einem dann hoch zur jetzt viel befahrenen, gut ausgebauten SS 18, die man auch nehmen sollte, um 3 tiefe Geländeeinschnitte bequem zu überbrücken. Man erreicht flott aber verkehrsgeplagt Scalea, wo wir ins Inland nach S.M. del Cedro abbiegen. Es folgt eine abwechslungsreiche, verkehrsarme Strecke mit viel Rätselraten, was hier gerade angebaut wird. Dann geht es abwärts nach Cirella und am Strand entlang vor türkisfarbenem Meer bis nach Diamante.
Toller Kiesstrand, noch gänzlich frei von Strandbädern, herrliches Meer mit gefühlten 18 Grad Wassertemperatur. Also sind wir zum Entsetzen der wenigen Italiener, die den Strand lustlos bevölkerten, ausgiebig Baden gegangen. Diamante ist ein überschaubares, hübsches Örtchen mit schöner Strandpromenade und ohne besondere Attraktionen, das man im Mai noch gut empfehlen kann.
Unterkunft: Hotel Beach Via Ibico 4 098581727, direkt am nördlichen Lungomare, 50 €, ein Glücksfall, neu, Bj. 2007 große, helle Zimmer, Balkon zum Meer, Räder ins Bügelzimmer.
Abendessen: Ristorante L'Angolo del mare, unvergesslich, aber nicht des Essens wegen - siehe unten.
Der Onkel in Deutschland
Diamante ist das einzige kalabrische Hafenstädtchen, wo ich gerne nochmals wäre. Nicht wegen des Ortes an für sich, sondern wegen des Ristorante, wo wir abends essen waren. Das Essen war nicht wirklich erwähnenswert. Die Pasta ging sogar beim ersten Mal daneben und musste nochmals zubereitet werden und das Fischlein in der Salzkruste hat die Küche völlig überfordert. Nein, ich käme alleine nochmals wegen der Cameriere, einem 20jährigen jungen Mädel. Zur Erläuterung: Junge Italienierinnen bezeichnen sich bis ca. 35 Jahre selbst als "ragazza" (Mädchen). Es ist also nichts abschätziges sondern eher ein Kompliment.
Mit ihr hatte ich verteilt über die diversen Gänge eine der lustigsten und so typisch süditalienischen Unterhaltungen. Sie lief ungefähr so ab.
Wo seid Ihr her?
Aus Deutschland.
Ich habe auch einen Onkel in Deutschland. Er ist Chef und wenn er zu Besuch kommt, ist er immer sehr streng mit uns. Alles muss ganz ordentlich sein. Da darf man nichts auf den Boden werfen oder herumliegen lassen. (grinst)
Wo lebt er denn?
In München oder so. Ich war noch nicht dort, er hat ja so viel zu tun als Chef.
Wo ist er denn Chef?
Bei Siemens und das ist eine große Firma.
Ja, sehr große Firma! Ist er wirklich der Chef von Siemens?
Ja schon, aber mein Bruder weiß das besser. Er war schon mal dort.
(Bruder kommt und erzählt diese Geschichte)
Also wisst Ihr, wir sind alle eine große Familie von Köchen. Wir haben schon viele Auszeichnungen erhalten. Auch unser Onkel ist Koch. Zuerst hatte er eine Pizzeria in München. Aber die ging nicht so gut.
Und jetzt?
Jetzt arbeitet er bei Siemens in der Kantine.
Ach klar, sage ich zur blasser werdenden Signorina, jetzt verstehe ich, dann ist er der Chef aller Pizze bei Siemens.
(lacht wieder)