Centro Culturale Conero

Camerano 5.9.-16.9.2011

 

2 Wochen Corso Pulcinella 310,00 €

 

Einschreibgebühr 50,00 €

 

Unterkunft im Einzelapartment 620,00 €

 

 

 

In Schulnoten ausgedrückt würde ich dieser Schule die Gesamtnote 2 (Gut) geben. Alles andere brächte ich irgendwie nicht übers Herz. Ich bin mir sicher, die meisten Mitschüler würden sie noch besser bewerten. Das liegt ganz einfach daran, dass Ursula und ihr Mann Marco ihren Sprachschülern einen rundum gelungenen Urlaub an einem schönen Eck der Adria bieten. Dabei überzeugt vor allem die menschliche Seite. Man fühlt sich in der Schule sehr wohl und gut aufgehoben. Es kümmert sich immer jemand um einen, alle werden irgendwie eingebunden, egal wie gut die sprachlichen Fähigkeiten des einzelnen sind.

 

Vor allem Marco ist Direttore, Entertainer, Reiseführer… in einem. Und dazu noch ein netter Kerl. So sind die Ausflüge mit ihm in die diversen Städte der Umgebung, die Wanderungen (besser Spaziergänge) mit ihm am Monte Conero, aber auch nur die häufigen Kurzabstecher ans Meer informativ, unterhaltsam, nicht zu lange und dafür oft noch mit einem Abendessen verbunden. Ich war in Urbino und Fermo, habe 2 Spaziergänge mitgemacht… was für mich, der sein Rad dabei hatte und sich einiges an privatem Programm vorgenommen hatte, viel ist.

 

 

 

Es geht immer lustig und locker zu, egal ob in der Schule oder abends al bar. Sprachbarrieren gibt es keine. Mit den Fortgeschrittenen spricht man italienisch, mit den Anfängern unverkrampft Deutsch. Beide können beide Sprachen gut. Sie unternehmen eigentlich immer etwas mit oder für ihre Schüler. Am letzten Abend wird man sogar noch zu einem Abschlussessen zu ihnen nachhause eingeladen. Die beiden vermitteln einem das Gefühl, es gäbe nichts Schöneres als den ganzen Tag mit ein paar Sprachschülern unterwegs zu sein. Das ist eine echte Leistung, so habe ich das noch nirgendwo erlebt.

 

Die Schule ist gut organisiert. Absprachen sind verlässlich, an alles wird erinnert, jeder irgendwie mitgenommen. Es geht locker und unkompliziert zu. Das kommt gut an. Von den 8 Schülern der ersten Woche waren immerhin 3 Wiederkehrer. Die anderen waren fast alle von ihrem Sprachurlaub sehr angetan und möchten gerne wiederkommen.

 

Dieser positive Gesamteindruck überdeckt vieles. Leider auch den schwachen Unterricht. Es war sicher einer der schwächsten in meiner Karriere. Wir waren im Fortgeschrittenenbereich eine 3er Gruppe. Obwohl unsere sprachlichen Fähigkeiten sehr weit auseinander lagen, haben wir gut harmoniert und uns gegenseitig ergänzt. Was gar nicht passte, war der nette, junge Mann, der uns etwas beibringen sollte. Er war sehr unstrukturiert, sprunghaft, hörte sich gern selbst reden… was wir in der ersten Woche mühsam zu korrigieren versuchten. Aber es war aussichtslos. Dauernde Missverständnisse, schnell beleidigt sein, kleine Verbalinjurien mit jedem reihum haben mich dazu veranlasst, gegenüber Ursula sanft den Wunsch zu äußern, die Lehrer in der 2. Woche doch bitte zu tauschen. Vergeblich – ich war wahrscheinlich nicht deutlich genug. Da er noch andere Stellen hat, haben wir den Unterricht verschieben müssen oder 2 Tage auf 1 Tag zusammengelegt. Es wurde viel Zeit totgeschlagen. Am letzten Tag sind wir gar gemeinsam nach Ancona gefahren, statt Unterricht zu machen. Das war mit Abstand die beste Idee.

 

 

 

Im Einzelnen:

 

Anreise: Da ich unbedingt mein Fahrrad mitnehmen und flexibel sein wollte, bin ich die 1.000 Km mit dem Auto gefahren. Ich habe unterwegs einen herrlichen Pausentag im Pustertal in Südtirol eingelegt und so war das Ganze kein besonderer Stress. Vorort habe ich das Auto nur sehr selten gebraucht, da Marco immer anbietet einem mitzunehmen. Zudem besteht eine gute Busanbindung nach Numana und Sirolo (Strand) sowie nach Ancona. Natürlich bin ich die meisten Strecken mit dem Rad gefahren.

 

 

Die Schule befindet sich in sich in einem mehrstöckigen Wohnhaus am Rande des Centro von Camerano. Sie ist nicht besonders groß. In der ersten Woche gab es drei Klassen mit je 2-3 Schüler. In der 2. Woche waren wir nur noch zu fünft in 2 Klassen. Der Unterricht beginnt 9.00 Uhr. Die Pausen der verschiedenen Klassen sind leider nicht aufeinander abgestimmt, so dass man die anderen oft gar nicht sieht. Die Unterrichtsstunden werden wie üblich gekürzt, wenn die Klasse weniger als 5 Schüler aufweist und so waren wir 11.30 fertig. Als großen Nachteil empfand ich die Tatsache, dass man den ganzen Tag denselben Lehrer hat und auch innerhalb der 2 Wochen kein Wechsel erfolgt. Wlan ist ganztägig verfügbar.

 

 

 

Camerano selbst ist ein Städtchen von 6.000 Einwohner, das ästhetisch ansprechend auf einem Hügel direkt hinter dem Monte Conero liegt. Es ist unspektakulär, dafür aber authentisch. Für mich hatte es alles, was man so braucht. Das Meer und damit der Tourismus sind 10 Km entfernt und das ist gut so. Das Umland bietet in jeder Hinsicht viel Sehenswertes.

 

 

 

Mit dem Appartamento hatte ich etwas Pech. Ein abgeschnittener langer Schlauch, der keine Möglichkeit zum Lüften hatte. Das war auf den vorab zugesandten Fotos leider nicht zu erkennen, bei beständigen 30 Grad und Sonne und häufig schwül warmen Nächten aber verhängnisvoll. Obwohl sauber und gut eingerichtet und sogar mit WLan versehen, war der Preis m.E. zu hoch. Ich denke, die Schule wird auch hieran etwas verdienen.

 

Nicht mit Geld zu bezahlen, war dagegen meine Nachbarin Lauretta. Eine junggebliebene Signora von 72 Jahren, die mich anfangs immer als Dolmetscher benötigte, da die bei ihr einquartierte deutschsprachige Schülerin Anfängerin war. Das verhalf mir zu einem ersten köstlichen Abendessen, das die Leistungen der lokalen Gastronomie weit in den Schatten stellte. Da traf sie bei mir auf den Richtigen. So etwas weiß ich zu schätzen und zeige das auch und so hat sich nicht nur mein Küchenitalienisch in den kommenden 2 Wochen nochmals verbessert. So viel Anschluss wie im gemeinsamen Hof und Garten hatte ich noch nie. Selten bin ich in meinem Leben so bekocht und umsorgt worden. Es war mir schon fast zu viel, so dass ich darauf geachtet habe, nicht jede Einladung anzunehmen. Aber wer kann bei Coniglio in umido, Pasta ai frutti di mare, Stoccafisso anconetano, Lenticchie und was sie alles für uns gekocht hat, schon wiederstehen? Also heißer Tipp für alle, die ein Einzelzimmer suchen und ein paar Kilo weniger wiegen als ich: Lauretta in Via Mazzini 6.

 

 

Die Ausflüge in die umliegenden Städte kosten 35 €/Person und werden mit dem schuleigenen Bus absolviert. Meistens gehen sie von 14 - 19 Uhr. Ich fand sie allesamt recht gelungen und abwechslungsreich.

 

 

 

Wetter: 2 Wochen lang Sonne und 30 Grad. Ein schöner, manchmal etwas schwüler Sommerurlaub im September. Einen Pullover hätte ich nicht mitnehmen müssen.

 

 

 

Radfahren: Na ja, am Monte Conero sind Steigungen zwischen 10 und 20% üblich, dafür sind sie kurz. Ans Meer bei Numana bin ich Hin-und-Zurück 20 km aber 400 Hm gefahren. Schöne Touren sind in die umliegenden Dörfer Osimo, Castelfidardo etc. möglich. Am Wochenende habe ich einen herrlichen Trip in die Monti Sibillini gemacht. Dort war ich auf Radtouren schon öfters und für ein solches Wiedersehen waren mir 100 km Anfahrt mit dem Auto nicht zu viel. Mit dem Rad bin ich dann hoch über die Forca di Presta in die von Brauntönen in Szene gesetzte Hochebene von Castelluccio. Ein echtes Highlight.

 

 

 

Und sonst?

 

Komische Leute trifft man so in Sprachkursen. Aber vielleicht gehöre ich inzwischen auch dazu. Ich bin ja bislang noch nie ein zweites Mal an dieselbe Schule zurückgekehrt. Hier könnte ich es mir vorstellen, müsste allerdings einiges vorab regeln. Ob ich das mache, weiß ich noch nicht.

 

 

 

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