Aufenthalt: 29.9.-12.10.2007
Livello: Avanzato
Kosten: Kurs: 385,00 € "INTENSIVKURS (italienische Sprache und Kultur)"
75,00 € zusätzliche Einschreibgebühr
Appartment 425,00 € 3-Zimmer-Appartement ganz für mich alleine, eine Nacht zusätzlich berechnet
45,00 € Endreinigung, Bettzeug
15,00 € nochmals extra für 2 Handtücher
Guten Gewissens kann ich diese Schule nicht weiterempfehlen. Aber abzuraten, wäre auch nicht fair. Sie war kein Reinfall, aber auch nicht wirklich klasse und dafür, dass sie mit Abstand die teuerste ist, die ich bis dahin besucht hatte, war vor allem der Unterricht einfach zu schwach.
Die Schule charakterisiert sich auf ihrer Homepage grundsätzlich richtig. Klein, überschaubar mit max. 4 Klassen gleichzeitig, keine zu großen Klassen, durchaus persönliche Atmosphäre. In einer Kleinstadt am Meer gelegen, in der ab Mitte September nicht mehr viel, für viele wohl zu wenig los ist. Die Angabe "50 m Entfernung Schule - Strand" ist dagegen eine typische (sympathische) süditalienische Über- oder Untertreibung. Man muss es ja nicht glauben. Zum sehr schönen Stadtstrand von Otranto sind es knapp 1 km. Die Schule liegt mit ihren schönen Räumlichkeiten an einer der Hauptverkehrsstrassen, was nur mäßig stört. Im Oktober gab es je eine Klasse mit 5 dann 3 Schülern auf dem Level Avanzati und eine Medio Klasse ebenfalls mit 3 bzw. 4 Leuten.
Der größte Pluspunkt der Schule ist ihre Leiterin. Barbara ist eine engagierte, sympathische, junge Frau, die sich wirklich um alles kümmert, Probleme Ernst nimmt und rund um die Uhr erreichbar ist. Sie weiß dazu sehr viel über ihre Heimat und hat offenkundig Spaß daran hat, ihr Wissen zu vermitteln. Sie leitet auch die meisten der nachmittäglichen Ausflüge, die generell ihr Geld (35 € für 4 Stunden) Wert sind.
Aber eine Schule besteht nicht nur aus ihrer Leitung.
Der erste Schultag wurde ärgerlicherweise verbummelt. Wir trafen uns erst um 10, machten eine Stunde lang den obligatorischen Grammatiktest, keine mündliche Einstufung, dann ging's schon al bar. Danach wurde man in seine Klasse eingestuft. Bei mir war das nicht schwer, ich hatte das auch schon im voraus geklärt. Eine Schweizer Bekannte dagegen wurde viel zu hoch eingestuft und hat nach 1 Woche etwas frustriert den Kurs gewechselt. Dann gab Angelo, Barbaras Ehemann, noch schnell ein paar Infos zur Stadt, den angebotenen Ausflügen etc. und um 12 Uhr war alles schon vorbei. Da hätte man wirklich mehr machen können. Ein Eindruck, der mich öfter beschlich.
Unterricht hatte ich leider bei einer Lehrerin, die für diesen Job absolut nicht geeignet war. Sie hört sich selbst gerne reden, unterbricht, kommentiert und ist völlig unstrukturiert. Resultat der ersten Woche: Obwohl da 5 Leute zusammensitzen, die allesamt gut Italienisch sprechen können und sicherlich keine uninteressanten Persönlichkeiten sind, plappert 90 % der Zeit die Lehrerin. Die anderen werden still und stiller, keiner sagt was, keiner lernt was... und am Ende der Woche mache aus dieser Gruppe nur noch ich weiter. Verschlimmernd kam hinzu, dass alle 4 Stunden von ein und derselben Person gegeben werden. Die 2er-Teilung, Grammatik und Konversation werden von 2 verschiedenen Lehrkräften gegeben, wie ich sie an anderen Schulen positiv erlebt habe, gibt es hier leider nicht. Das ist ein echtes strukturelles Defizit dieser Schule.
Schon nach 2 Tagen haben sich 2 aus der Klasse darüber beschwert, dass man kaum zu Wort kommt. Ich selbst habe mehrfach mit Sarah persönlich gesprochen - alles ohne nennenswerten Erfolg. Am Freitag habe ich zunächst vergeblich versucht, Barbara dazu zu bewegen, uns in der kommenden Woche eine andere Kraft zuzuteilen, die erhielt dann die Mittelstufe und bei uns ging es am Montag in alter Manier weiter. Bloß waren wir nur noch zu dritt (Unterricht wurde um 30 min reduziert) und dann nur noch zu zweit. Eine nochmalige Intervention bei Barbara, die wirklich offen für meine Belange war, sich auch in den Unterricht mit hineingesetzt hat, führte dann dazu, dass sie selbst für 2 Tage die Klasse übernahm. Unnötig zu sagen, dass das um Längen besser war, und genauso unnötig zu sagen, dass diese Intervention viel zu spät kam. So demotiviert war ich selten am Ende eines Kurses. Als ich hörte, dass am letzten Tag die alten Zustände wieder eintreten sollten, habe ich mir den letzten Unterrichtstag geschenkt und bin früher abgereist. Alles in allem war das ein teuerer Spaß!
Der Mittelkurs hat es wohl besser getroffen. Was ich so gehört habe, hatten sie 2 verschiedene Lehrerinnen mit Stärken und Schwächen, aber auch nichts wirklich didaktisch Herausragendes. Wie dem auch sei, eine so unterschiedliche Truppe kann sich eine wirklich gute Schule nicht leisten!
Rahmenprogramm: Genau das Gegenteil des Unterrichtes! Inhaltlich interessant, engagiert gemacht, echt lohnenswert. Stadtführung von Otranto (kostenlos), griechische Dörfer im Salento (4 h, 35 €) Ich hätte gerne an weiteren Ausflügen teilgenommen, die aber wegen des schlechten Wetters in der zweiten Woche immer wieder abgesagt wurden. Großes Kompliment an Barbara und Angelo!
Unterkunft: Etwas Abzocke war das schon. Alle Studenti waren einzeln auf Apartments verteilt, die dann natürlich etwas mehr kosteten, obwohl zumindest ich explizit nach einer Gemeinschaftswohnung gefragt hatte. Also hatte ich eine saubere, gut ausgestattete 3-Zimmer-Wohnung mit großem Balkon und funktionierender Waschmaschine in einem Wohnhaus ganz für mich alleine.
Altro? Ein nicht zu unterschätzendes Problem ist die geographische Lage von Otranto. Fast an der Sohle des Stiefelabsatzes gelegen, ist es vor allem dann, wenn Brindisi nicht mehr angeflogen wird, schwer erreichbar. Ich habe von Bari aus fast 3 Stunden mit dem Auto gebraucht. Mit dem Zug kommt man nur bis Lecce, von dort gibt es eine selten verkehrende Busverbindung. Der angebotene Transfer der Schule ist sündhaft teuer.
Die Gegend ist für die sonst ja recht eintönige Adriaküste relativ abwechslungsreich. Das Meer, die Buchten, die Sandstrände sind ausnehmend schön, dahinter nichts als Olivenhaine in karstiger Murgia. Im Oktober wunderbares Obst (Trauben, Kaki...) und ein nächtlicher Gestank, wie ich ihn selten erlebt habe. Die Bauern verbrennen unerlaubterweise überall die Olivenblätter, bevor die Ernte beginnt.
Otranto selbst geht so. Bei entsprechenden äußeren Rahmenbedingungen kann man es 14 Tage aushalten, dagegen findet man in der Stadt nur ein sehr schwaches kulinarisches Angebot. Dazu muss man ins Hinterland, was wir regelmäßig gemacht haben. Dort findet man dann die eine oder andere Kostbarkeit. Die pugliesische Küche ist generell sehr gemüsereich und geschmackvoll.
Wetter: 7 Tage lang das erhoffte sonnige Spätsommerwetter, jeden Mittag bin ich mit dem bici die Küste runter und durch die Olivenhaine zurück, danach noch bis zum Sonnenuntergang an und ins herrliche Meer. Danach war's leider zum Abgewöhnen: 4 Tage Sturm, Regen, Gewitter, nasse Klamotten, trotz Auto war fast nichts möglich. Als es dann wieder besser wurde, war ich aus den o.g. Gründen schon wieder auf dem Heimweg.
Fazit: Trotz guter Leitung keine wirklich gute Schule, viel zu teuer, mich zieht dort nichts mehr hin.
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